Friday, June 1, 2012

„Mama, was machst du da?“

Sozialgesetzbuch SGB §1 (2):
"Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft"

Das Wohl des Kindes: Kinder haben das Recht auf beide Eltern.

29.05.2012 - VILLA LILLY Im Therapiedorf bei Lindschied leben auch Kinder / Tagung beleuchtet ihre Risiken und Chancen

(red). Das Therapiedorf Villa Lilly bei Lindschied ist für Kinder Drogenabhängiger ein Zuhause auf Zeit. Während ihre Väter und Mütter sich den Weg in ein Leben ohne Rauschgift erarbeiten, werden ihre kleinen Söhne und Töchter von den Erzieherinnen in der Krabbelstube und im Kindergarten betreut. Die Chancen und Risiken für Kinder drogenabhängiger Eltern standen jetzt im Mittelpunkt einer Fachtagung im Therapiedorf. Unter der Überschrift: „Mama, was machst Du da? Wo ist mein Papa?“ wurde auf die besondere Situation dieser Kindern hingewiesen.

Hilfe vom Amt
Ewald Pätzold, Fachbereichsleiter des Jugendamtes des Rheingau Taunus Kreises, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die amtsinterne Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zur Sicherung des Kindeswohles. Ziel des Jugendamtes ist es, jedem Hinweis auf Gefährdung des Kindeswohles schnell und umfassend nachzugehen.
Udo Röser, der fachliche Leiter des Therapiedorfes, stellte die Eltern-Kind Angebote der Villa Lilly unter dem Gesichtspunkt dar, dass die therapeutischen Hilfen für die Eltern in Verbindung mit den pädagogischen und erzieherischen Leistungen gleichzeitig als präventive Maßnahmen für eine gesunde Entwicklung der Kinder zu sehen ist.

Ohne Vater
Der ehemalige Drogenbeauftragte des Landes Nordrhein Westfalen Hans-A. Hüsgen verwies in seinen Studien auf die besondere Rolle der Väter suchtkranker Kinder. Er belegte anhand einer umfassenden Untersuchung, dass in der Medizinischen Rehabilitation drogenabhängiger Menschen 68 Prozent der Befragten eine Vaterabwesenheit benannten. Das werfe die Frage auf, so Hüsgen, mit welchen Folgen der fehlende Vater in der kindlichen Entwicklung kompensiert wird und wie in der therapeutischen und pädagogischen Praxis auf dieses Defizit reagiert werden kann.
Der Nachmittag diente der Vertiefung praxisorientierten Wissens in mehreren parallel angebotenen Seminaren. Petra Giesen und Jürgen Tomförde, therapeutische Mitarbeiter des Therapiedorfes, stellten das von Beate Weise aus Bad Schwalbach entwickelte Elterntraining zur Schulung von Elternkompetenzen vor.
Ulrike Henrich, Henno Köhler und Gabriele Rothhaar, ebenfalls Mitarbeiterinnen des Therapiedorfes, konzentrierten sich auf das gemeinsame Lernen von Eltern mit Kindern im Spiel, Sinnenschulung und dem Erlernen von gemeinsamen Ritualen.

Neustart meistern
Andrea Mottl und Ruth Winkler-Haag arbeiten als Familienhelferinnen im Auftrag des Jugendamtes in Wiesbaden und begleiten ehemals drogenabhängige Eltern zusammen mit deren Kinder beim Start in einer neuen Wohnung nach Abschluss einer stationären Therapie. Sie berichteten von Auffälligkeiten und Schwierigkeiten die dieser Neustart mit sich bringt und welche Interventionen und Maßnahmen sich daraus ableiten.

Betroffene berichten
Zwei ehemalige Abhängige schilderten ihren Weg durch die Therapie, den sie zusammen mit ihren Kindern gegangen sind, sprachen über die Erfolge und auch über die Schwierigkeiten, ein Leben ohne Drogen zu führen.
Ein besonderer Zugangsweg zur Förderung von Selbstsicherheit und Selbstwirksamkeit ist die tiergestützte Förderung für Kinder suchtkranker Eltern. Brigitte Rieth, vom Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe in Bad Homburg, demonstrierte das im Therapiedorf nicht wie üblich in der Arbeit mit einem Hund oder Pferd, sondern auch für sie ganz neu, im Umgang mit einem Schaf.

Quelle: RHEINGAU-TAUNUS

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